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Radijojo28.07.2014


Unterwegs & Reise Bericht

„Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit...“

...neun jungen Radijojo-Reportern, die das ARD-Hauptstadtstudio erkunden.

Das ARD-Hauptstadtstudio liegt mitten im Berliner Regierungsviertel. Über 70 Journalisten arbeiten hier, sie schauen den Politikern auf die Finger und berichten den Menschen in ganz Deutschland über aktuelle politische Entscheidungen. Einer von ihnen ist Ivo Marusczyk. Heute muss er allerdings einige Fragen beantworten, anstatt selbst welche zu stellen. Denn neun Radijojo-Reporter sind zu Besuch im ARD-Hauptstadtstudio und als angehende Kollegen wollen sie eine Menge wissen: Wie sieht der Arbeitsalltag als Korrespondent in Berlin aus? Wie ist die Beziehung zwischen Politikern und Journalisten? Und wie werden Nachrichten ausgewählt?


Die neun Radijojo-Reporter vor dem ARD-Hauptstadtstudio

Wie alle guten Journalisten haben sich die Kids von Radijojo aber vor dem Besuch erst einmal über die ARD und das Hauptstadtstudio informiert. Bei der Recherche kamen sie auf das Ergebnis, dass ARD für „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ steht. Neu war für einige Kinder, dass die ARD nicht nur Fernsehen macht, sondern auch Radio – und zwar in allen Bundesländern unterschiedliches Programm. Außerdem erfuhren die jungen Reporter, was der Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk ist. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk wird nicht durch Werbung, sondern vor allem durch Gebühren finanziert, die jeder Mensch in Deutschland zahlen muss. Und der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss bestimmte öffentliche Aufgaben erfüllen, z.B. viele Meinungen zu Wort kommen lassen, Bildung anbieten und Politiker kontrollieren.


Die Kinder-Reporter Dilara und Willa mit unserer Praktikantin Laura

Mit diesem Wissen im Gepäck machen sich die Berliner Kinder auf den Weg ins ARD-Hauptstadtstudio, um bei einer Führung durch das Haus noch mehr zu erfahren.


Unsere Radijojo-Reporter Sundos, Michelle und Willa in der Eingangshalle des ARD-Hauptstadtstudios

Die neun Reporter staunen ganz schön, wie groß das ARD-Hauptstadtstudio ist. Patricia Vellard, die die Führung an diesem Tag leitet, erklärt den Kindern, dass in dem Gebäude so viel aus Glas gebaut wurde, damit alles offen und durchsichtig ist. Da die Journalisten hier einen öffentlichen Auftrag haben, lassen sie sich gerne über die Schulter schauen.


Alle Radijojo-Kids mit Frau Patricia Vellard beim Rundgang


Die Himmelstreppe im ARD-Hauptstadtstudio

Über die „Himmelstreppe“, wie in der ARD gesagt wird, geht es weiter in ein Besprechungszimmer, ins „Aquarium“. Hier sind alle Wände aus Glas und jeder kann hineinschauen. Normalerweise sitzen hier die Journalisten der ARD am Konferenztisch, um über Themen zu diskutieren.


Unsere Radijojo-Reporter im Konferenzraum "Aquarium"

Besonders spannend ist für die Radijojo-Reporter der Besuch im Hörfunkstudio, da sie selbst schon in einem gearbeitet haben. Die grauen Wände mit den vielen kleinen Löchern schlucken jedes störende Geräusch. Auf der einen Seite der Scheibe sitzt der Toningenieur, auf der anderen Seite können die Redakteure Interviews mit Politikern und anderen wichtigen Gästen führen.


Frau Vellard zeigt den Radijojo-Kids das Hörfunkstudio

Sobald das rote Licht leuchtet weiß jeder, jetzt gerade läuft eine Aufnahme. Sobald ein Radiobeitrag fertig ist, wird er direkt von hier aus weitergeschickt, zum Beispiel nach München, Köln oder Frankfurt. „Manchmal merkt man gar nicht, woher ein Beitrag kommt, wenn er im Radio läuft“, meint Patricia Vellard.



Weiter geht es mit einem Besuch im Fernsehstudio mit über 100 Scheinwerfern, riesigen Kameras, die so schwer sind wie ein Auto, und großen Bildschirmen. Um hier reingehen zu dürfen, müssen sich die Radijojo-Reporter allerdings spezielle Filzpantoffeln über die Schuhe ziehen, damit sie den Boden nicht zerkratzen, über den bei jeder Fernsehaufnahme die schweren Kameras gerollt werden müssen.


Bloß nicht den Studioboden zerkratzen...

„Das hier ist das einzige Fernsehstudio der Welt mit einem Fenster“, erklärt Patricia Vellard, „das ist besonders schwierig für unsere Kameramänner, weil sich das Wetter und das Licht ganz schnell ändern kann, wenn zum Beispiel plötzlich eine Wolke kommt. Aber der Ausblick aus dem Fenster ist einfach zu schön.“ Von dort kann man auf die Spree und das Regierungsviertel gucken, wie man es bei der Sendung „Bericht aus Berlin“, die hier produziert wird, immer bewundern kann.




Unsere Radijojo-Reporter im Fernsehstudio der ARD

Ein Highlight ist für die Kinder außerdem der Green-Screen. Anstatt der Reporter von der ARD sind plötzlich Wïlla und Dilara die Reporter vor dem Bundestag.


Dilara und Willa lassen sich verzaubern...

Doch sobald Patricia Vellard ein grünes Tuch vor ihre Körper hält, fliegen nur noch ihre Köpfe über den Bildschirm. Der Rest ist verschwunden, als hätten sie einen Tarnumhang übergeworfen. Die Erklärung ist ganz einfach: Die Software für den Computer ist so eingestellt, dass sie jede grüne Farbe verschwinden lässt und durch ein Foto ersetzt.


... oder wohl eher "wegzaubern"...

Natürlich wollen alle Kinder einmal ihre Köpfe vor dem Bundestag schweben sehen.


Andrey, Michelle und Sundos sind für einen Moment die Fernsehmoderatoren

Am Ende des Rundgangs steht das Interview mit Ivo Marusczyk an. Er ist Radioreporter vom Bayrischen Rundfunk und berichtet über die Politik in der Hauptstadt. Seine Beiträge schickt er dann in seine Heimat nach Bayern. Sundus will es genau wissen: „Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?“ „Ich bin hier, um den Politikern auf die Finger zu schauen“, beschreibt Ivo Marusczyk das Ziel seiner Arbeit. Sein Tag beginnt damit, dass er sich selbst über aktuelle Nachrichten informiert, indem er zum Beispiel verschiedene Zeitungen liest. Dann nimmt er an der täglichen Konferenz mit seinen Kollegen teil, in der über Themen gesprochen und Aufgaben verteilt werden. Danach muss er sich um die besprochenen Themen kümmern, besucht Pressekonferenzen oder führt Interviews.


Sundos stellt die erste Frage an Herrn Ivo Marusczyk

„Und wie macht ihr dann die Sendung? Mit wie vielen Leuten?“ hakt Umut nach. Ivo erklärt ihm, dass obwohl man ja eigentlich immer nur eine Stimme hört, nämlich die des Moderatoren, ganz viele Leute an einer Sendung beteiligt sind. Es gibt noch Techniker, Reporter für die einzelnen Berichte, Sekretärinnen für die Koordination und so weiter. Das alles erzählt er mit großer Begeisterung. Seit 2002 arbeitet er für die ARD. „Es macht riesig viel Spaß, als Journalist in Berlin zu arbeiten“, verrät er den Interviewern. Vor allem arbeitet er gerne fürs Radio, weil man nicht so viel Technik braucht und mit einem einzigen Mikrofon ganz schnell vor Ort ist und über aktuelle Themen berichten kann. Das können die Radijojo-Reporter nur zu gut verstehen.


Umut, Andrey und Maurice

Natürlich gibt es auch kritische Fragen. Dilara will von Ivo Marusczyk wissen: „Treffen Sie sich häufig mit Politikern und gibt es manchmal Streit, wenn Sie sehr kritisch berichten?“ Dazu kann der Hauptstadtkorrespondent einiges sagen, denn er trifft sich in seinem Job ständig mit Politikern – sie kommen ins ARD-Hauptstadtstudio zum Interview, die Journalisten besuchen Sitzungen im Bundestag und manchmal gibt es auch gemeinsame Abendessen, das sind dann sogenannte Hintergrundgespräche. „Das Problem ist der sehr enge Kontakt“, gesteht Ivo Marusczuyk, „zwar gehen wir freundlich miteinander um, aber Journalisten und Politiker sind nun mal nicht immer einer Meinung. Politiker lassen es einen dann spüren, wenn sie sauer sind. Aber es ist ja unsere Aufgabe kritisch zu berichten!“ Deswegen lässt er sich davon nicht abschrecken.


Korrespondent und Radiojournalist Ivo Marusczyk im Gespräch mit den jungen Reportern

Auch die Arbeit der Korrespondenten im Ausland ist von großem Interesse für die jungen Reporter. Ivo erzählt, dass seine Kollegen im Ausland, zum Beispiel in Rom, Paris oder Washington genauso arbeiten wie er in Berlin. Die Arbeitsplätze sehen fast genauso aus und sie schicken genauso wie er die Beiträge an die verschiedenen Rundfunkanstalten in Deutschland. „Heute geht das alles natürlich viel schneller, als noch vor ein paar Jahren“, erzählt Ivo. Als es noch kein Internet gab wurden die Tondateien auf Bänder überspielt und dann per Post verschickt. Heute geht das alles per Mail.


Michelle fragt genauer nach...

Michelle hakt an dieser Stelle nach: „Warum gibt es in Europa und Nordamerika eigentlich viel mehr Auslandskorrespondenten als in Afrika und Südamerika?“ Die Antwort, die Ivo Marusczyk gibt, hat zwei Seiten. Zum einen ist es sehr teuer, Auslandskorrespondenten zu beschäftigen. Und je weiter das Land weg ist, desto komplizierter und teurer ist es. Zum anderen gibt es so viele Themen auf der Welt und häufig wird lieber über Länder berichtet, die geographisch in unserer Nähe liegen, also Europa, oder die eine ähnliche Kultur haben, wie in den USA.


Auch Willa interviewt Herrn Ivo Marusczyk

„Wenn es so viele Nachrichten auf der Welt gibt, wonach werden die denn noch ausgesucht?“ will Andrey genauer wissen. Ivo erklärt ihm: „Es gibt sogenannte Nachrichtenkriterien. Zum Beispiel muss eine Nachricht möglichst viele Menschen betreffen. Das heißt, wenn in China ein Sack Reis umfällt, interessiert dich das wahrscheinlich nicht. Wenn aber im Bundestag eine Entscheidung getroffen wird, die vielleicht die Arbeit deiner Eltern betrifft, ist das schon interessanter.“ Außerdem müssen Nachrichten spannend und möglichst aktuell sein und die Mischung muss möglichst bunt gestaltet werden.


Seyma beim Interview

Als alle Fragen gestellt sind, macht Ivo Marusczyk noch eine kleine Übung mit den Kindern. Dilara tut so, als würde sie ihn interviewen. Dabei darf sie nicht zu nah an ihm dran stehen, da Radioreporter im Normalfall versuchen müssen, ihren Kollegen vom Fernsehen nicht im Bild zu stehen. Dilara streckt ihren Arm weit aus und merkt schnell, dass so ein Mikrofon ganz schön schwer werden kann.


Dilara versucht sich als erfahrene Journalistin

Im Anschluss bedanken sich die Radijojo-Reporter bei ihrem Kollegen Ivo Marusczyk, dass er all ihre Fragen beantwortet hat, und verabschieden sich vom ARD-Hauptstadtstudio.

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